Auf der Suche nach der Panamerikana oder Oh wie schön ist Panama

Wer kennt sie nicht, die Panamerikana? Ein Autofahrer schaffte sie in 23 Tagen, ein Radler in 125. Sie ist ein Symbol für grenzenloses Reisen. Die längste Straße der Welt (25750 km) führt von Alaska nach Feuerland, ein Symbol grenzenlosen Reisens.

Ganz Amerika? Nein, es gibt eine Lücke. Im Grenzgebiet zwischen Panama und Kolumbien gibt es keine Straßen. Klingt wie ein lockendes Ziel für Michelle und Uli, zumal es schöne kolumbianische Strände und Dschungel beherbergt. Früher war dies eine Region der Guerillas, aber die sind da wohl hoffentlich weg.

In der Kaffee-Region treffen wir einen Kanadier indischer Herkunft, der über diesen Weg von Panama nach Kolumbien eingereist ist. Er beschreibt die Region als wunderschön.



Die Beschreibung seiner dreistündigen Überfahrt mit einem kleinen Boot auf rauer See hört sich aber eher wie ein Trip an, den man sonst nur von Flüchtlingen aus Afrika nach Europa kennt. Der Hafen Turbo ist auch nur mit einer langen Anreise zu erreichen. Außerdem wurde dort sein Gepäck geklaut, weshalb er von da an sehr leicht reiste.

Im Hostel trafen wir dann ein englisches Paar, die waren dort war. Es gibt einmal am Tag ein kleines Flugzeug in die Region. Von Medellín aus mit ADA. Das konnte unsere Chance sein. Es dauerte allerdings noch 10 Tage bis wir diesen Flug buchen konnten. Mangelnde Spanisch-Kenntnisse und fehlende Zahlungsmittel (internationale Kreditkarte) waren einige der Hürden. Im ADA Büro wusste keiner was von dem Flug.

Eine nette englischsprechende Person im Hotel in Cartagena war unsere Superheldin. Wir reservierten selbst im Internet. Ich bin wirklich stolz darauf, dass mit meinem eingerosteten Anfänger-Spanisch geschafft zu haben. Die Reservierung gilt eine Stunde. Wir eilen zu einer Zahlstube, wo wir mit irgendeiner Flug-ID aus der Reservierungsseite bezahlen können. Allerdings nicht mit unserer Kreditkarte. Also schnell zu einem Geldautomaten, bei dem man mehr als 300000 Pesos abheben kann. Wir schaffen es knapp innerhalb einer Stunde mit dem Geld anzurücken und bezahlen irgendwas ohne eine Bestätigung zu bekommen. Aber wir haben einen Flug. Es kann losgehen zur panamerikanolosen Gegend.

Das Flugzeug ist nicht so klein (20 Sitze) und hat den großen Vorteil, dass man keine langen Sicherheitshinweise anhören muss. Michelle mag allerdings keine Propellermaschinen und findet den 90 Minuten langen unruhigen Flug über den Dschungel nicht ganz nett. Sie häkelt, was ich noch nie bei Ihr gesehen habe. Den Schal kann ich sicher im nächsten Winter gut gebrauchen.







In Acandí angekommen, warten wir bis unser Gepäck mit dem kleinen Gefährt ankommt und ein Soldat unsere Passnummern in irgendeine Liste einträgt. Soldaten, die unsere Passnummern in Papierlisten eintragen, gibt es übrigens oft. Erst später merken wir, wie richtig es ist Papierlisten anstatt Computern zu verwenden. Papierlisten funktionieren auch ohne Strom. Und Strom gibt es nur manchmal.

Vor dem kleinen Flughafengebäude wartet auch schon José mit unserem Taxi. Der Pferdewagen bietet Platz für 6 Personen und Gepäck. Das Pferd heißt Christiano Ronaldo, weil er immer zielsicher in das Netz zwischen Pferd und Wagen trifft.



Christiano und José bringen uns gemütlich auf der Sandstraße durch den kleinen Ort zum Fluss. Der Radfahrer auf die Wiese neben uns ist etwas schneller und überholt schnittig unser Taxi









Am Fluss angekommen warten wir darauf, dass unser kleines Boot ablegt. Wir warten wohl darauf, dass der Regen im Zielort aufhört. Zeit genug, unsere Rucksäcke in Plastiktüten zu verpacken. Ein Boot mit Dach kommt an. Unseres ist aber kleiner ohne Dach, was uns Nässe verspricht. Ein junges Pärchen aus Berlin ist auch im Boot. Der Berliner Stadtjunge versucht es mit einem Regenschirm, was sich aber auf dem offenen Meer in einem schnellen wackligen Boot als unpassend herausstellt. Tja, Stadtleute halt, sagt sich da der Bua vom Land.







Im Boot mit uns sitzen auch zwei Frauen mit neugeborenen Babies. Der Bootsführer ist ein Jugendlicher. Nachdem wir den Fluss aufs offene Meer verlassen haben beginnt der Höllenritt. Nun ist Uli nicht begeistert. Leider kann er nicht häkeln. 45 Minuten wilde Fahrt in dem kleinen Boot sind nicht gut für unsere Rücken. An die Babies gar nicht zu denken. Sie bekommen ihr Hoppe-Hoppe-Reiter fürs ganze Leben.

Wir sind glücklich den Höllenritt überlebt zu haben und unser Vermieter wartet bereits am Hafen. Marco organisiert uns einen Pferdewagen und wir fahren gemütlich zu unserer Pension Tucan. Es ist ein sehr nettes Häuschen im Wald 50 Meter vom Meer. Das Zimmer ganz oben ist schön und es bläst immer eine Brise durch das Zimmer.









Marco ist Italiener. Er und seine Frau kochen gute italienische Küche und wir essen jeden Abend in der Pension. Nun ja, Uli hatte die Pension ausgesucht und er liebt italienisches Essen. Nachdem Michelle immer noch keine Liebe zur kolumbianischen Küche (frittierte Platanen mit trockenem Kokosreis) entwickelt hatte, war sie durchaus von dem italienischen Essen angetan. Besonders von den Pfannkuchen mit Marmelade zum Frühstück.

Nachdem wir in Ecuador gelernt hatten, dass man Vögel frühmorgens beobachten muss, bekamen wir keinen Tucan zu sehen. Allerdings dieses wunderbare Geschöpf direkt im Baum vor unserm Balkon.



Wir mussten aber keine Angst haben, da wir in unserm Zimmer einen lauten Hausgecko hatten und uns der Hund des Hauses beschützte.



Unser Hausstrand war etwas klein, weswegen wir uns jeden Tag am Strand zum Dorf Capurganá machten. Die kleine Sandstraße zum Ort wurde gerade ausgebessert, weshalb die Pferdewagen beschäftigt waren, Sand vom Stand zu bringen.







Am Strand des Ortes fanden wir dann ein seltsames Faultier im Baum hängen.





Die kleine Strandhütte Josefine macht die besten Fischgerichte im Ort. Wir sahen eine kleine Languste im Eimer vor der Hütte und verliebten uns auf Anhieb. Zum Anbeißen sind diese Geschöpfe. Sogar mit frittierten Platanen und trockenem Reis.



Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Norden. Morgens, wenn das Meer noch am ruhigsten ist. Wir gingen auf ein kleines Boot, das uns zum nächsten Ort Sapzurro brachte. Der Bootsführer war zu unserem Glück kein Halbstarker und das Boot hatte nur einen kleinen Motor, sodass wir dieses Mal die 20 minütige Fahrt auf offener See genießen konnten.




Von Sapzurro starteten wir nach Panama. Ich bin übrigens der Tiger. Querstreifen machen schlank. Außerdem passen die Frisur und die Ohren.







Wer das Buch von Janosch gelesen hat, weiß dass es in Panama nach Bananen riecht. Nach dem steilen Anstieg in der Hitze und nachdem die Grenzsoldaten unsere Reisepassnummern in irgendwelche Papierlisten eingetragen hatten, betraten wir Panama und wanderten bergab durch Bananenplantagen.

Die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit lockte uns direkt zum Stand von La Miel. Nach dem Passieren der üblichen Militärstation erreichten wir den weißen Korallenstrand.





Ein Sprung ins Wasser gab uns Erfrischung. Endlich kamen auch unsere Taucherbrillen zum Einsatz und man sah die üblichen bunten Fische der Karibik. Wir legten uns an den Strand, fühlten uns aber beobachtet.



Das Essen in Panama besteht übrigens auch aus frittierten Platanen und trockenem Kokosreis. Michelle was not impressed, obwohl es trockenen Fisch dazu gab. Als es zu regnen begann, brachte die nette Köchin (wo auch immer sie bei diesen 4 Strandhütten gekocht hat) unser Essen sofort unter das Dach einer verlassenen Strandhütte, damit es nicht nass wird. Ein bisschen Feuchtigkeit hätte dem Reis und dem Fisch übrigens nicht geschadet.



Dann kam das Highlight meines Tages. Die Großmutter kam mit Ihrem Stock zum Stand, um zu Baden. Sie wanderte mutig ins Wasser, wurde dann ab und zu von den Wellen umgeworfen. Der Sohn holte die Oma aus dem Wasser, die Enkelkinder retteten den Stock. Die alte Frau gab niemals auf und so ging das Spiel immer weiter und weiter.





Es war an der Zeit, Panama wieder zu verlassen. Allerdings gab es tatsächlich neben 4 Standhütten auch einen DutyFree Shop. Wir brachten unsere mitgebrachten US Dollar zum Einsatz und kauften uns eine gute Flasche chilenischen Wein fürs Abendessen. Trotz tropischer Temperaturen reichten uns zwei Stopps an den Stränden von Sapzurro und Capurganá, um es zurück zu schaffen.



Während wir im Hafen von Capurganá noch einen Eisbecher aßen, konnten wir eine Attraktion des Tages beobachten. Ein Kerl hatte einen Tunfisch gefangen und zerlegte in am Hafen. Ist halt nicht viel los im Dorf.



Es war übrigens ein Früchtebecher. Allerdings muss man wissen, dass es hier kein Obst oder Gemüse gibt, obwohl das Klima und Boden perfekt wären. Früchtebecher also mit Dosenfrüchten und wir hatten massiven Vitaminmangel während der 5 Tage hier.

Am nächsten Morgen überlegten wir, ob schon alle Sehenswürdigkeiten abgehakt waren. Marco erzählte uns in fließenden Spanisch, dass wir noch zu irgendeinem Rasterman mussten und zur Casa de Botilla. Nun ja, ein paar Worte hatten wir verstanden und log ging es. An der steilen Küste entlang machten wir uns auf einen sehr schönen auf auch schwierigen Weg. Michelle war trotz Ihrer Brustverletzung tapfer und schaffte den Weg.



Am Ende des Weges stand eine Hütte oberhalb der Brandung und ein Rastermann brachte uns gute Kokosnüsse.



Es gab ein natürliches Becken mitten in der Brandung, in dem man Baden konnte. Ich fragte den Mann, ob es im Moment gefährlich wäre, rein zu gehen. „No peligroso, hay una cuarda“ (Nicht gefährlich, es gibt ein Seil). Irgendwie traute ich der Sache nicht, als ich die großen Wellen sah. Ich wollte mich nicht fühlen wie in der Waschmaschine, und ging nur 5 Sekunden ins Wasser. Zwischen zwei großen Wellen, die vom Meer her anrollten. Etwas weiter oben hatte der Rastermann einen Bach gestaut und es gab ein kleines Süßwasser-Becken, von dem man in kühlem Wasser den Ausblick aufs wilde Meer genießen konnte.







Nach dem erfrischenden Bad ging es zurück zum Dorf. Dort fanden wir sogar eine schöne Landebahn. Leider gibt es keine Flüge von hier. Wir dachten nämlich schon an den bevorstehenden Höllenritt zurück mit dem Boot. Der Hund fand es cool, die Landebahn für sich zu haben.



Anschließend besuchten wir die Casa de Botilla. Ein Haus, das vollständig aus Flaschen, Dosen, Kästen und Bildschirmen gebaut ist. Ein wahres Kunstwerk hat der Besitzer hier geschaffen. Dieser Mann kann über den grünen Punkt und gelben Sack nur lachen.






Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf den Weg zur Rückreise. Wir waren pünktlich und standen schon im Hafen vor unserem Boot bereit zum Einsteigen. Allerdings dauerte es noch eine Stunde. Wir mussten immer wieder zurück zum Peer, bis wir endlich an der Reihe waren. Los fuhren wir mit dem kleinen Boot, um allerdings nach 300 Metern wieder umzudrehen. Es stiegen noch zwei Frauen mit Kindern ein. Es war zwar eng, da die Frauen einen gewissen Körperumfang hatten, und Michelle musste ganz außen sitzen, was ihr viele erfrischende Meerwasserduschen während der Fahrt einbrachte. Aber dieses Mal nahm der Bootsführer Rücksicht auf die Kinder und versuchte die Wellen zu nehmen ohne ein Achterbahnfeeling aufkommen zu lassen.

Auf dem Weg stieg Mitten im Meer noch ein Mann mit einer Kiste Fisch zu. Eine wackelige Angelegenheit in den Wellen. Am Fluss von Acandí glücklich angekommen, warteten schon José und Christiano Ronaldo auf uns. Der Mann mit der Fischbox kauft im Ort noch schnell eine bunte Kindertasche, um damit unauffällig seinen Fisch ins Flugzeug zu bringen.







Der Flug hatte 90 Minuten Verspätung, war aber das Highlight des Tages am Flughafen, da es der einzige Flug am Tag ist. Das am Flughafen geparkte Flugzeug ist nicht mehr so flugtauglich. Und die Polizisten, Soldaten und Flugpersonal warten geduldig unter dem Baum am Flughafen.








Das ist das Ende dieses abenteuerlichen Ausflugs. Der Flug nach Medellín ist nach all den Erlebnissen einfach. Im Medellín angekommen genießen wir erst einmal einen Salat, obwohl Tiger und Bären normalerweise keinen Salat essen.

Oh, wie schön war ...

Comments

  1. Panama!aber Kolumbien sieht an der Grenze zu Panama auch aus wie Panama! nice Bilder!!

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